Köstritzer Pressebereich
18.04.2018Lebendige Brauereigeschichte im Sudhaus
Zum Tag des Bieres eröffnet Ausstellung
Am Montag, zum Tag des Bieres, wird die Schau in dem historischen Bau Köstritzer Sudhaus eröffnet und ist von 13 bis 17 Uhr von jedermann zu besichtigen. Im Anschluss werden jene Besucher durch die besonderen Räumlichkeiten geführt, die eine Führung in der Brauerei angemeldet haben. Und die Räumlichkeiten sind in der Tat so besonders und einzigartig wie die Exponate auch.
Als 1905 bis 1907 Rudolf Zersch, der die Fürstliche Brauerei seit 1875 gepachtet hatte, das neue Sudhaus bauen ließ, konnten in den Räumen 100.000 Hektoliter Bier gebraut werden. Doch die Nachfrage war so groß, dass die Kapazität rasch erreicht war und man schon 1925 jenen Anbau errichten ließ, in dem die neue Ausstellung ist. Dieser Anbau verdoppelte zunächst die Kapazität in der Produktion. Bis 1987 war dieses alte, unter Denkmalschutz stehende Gebäude in Betrieb, bis nebenan wieder ein neues Sudhaus gebaut wurde, in dem auch heute noch das Bier hergestellt wird.
Während man in dem historischen Sudhaus alle brauchbaren Gerätschaften demontierte, wurde der Anbau einfach nur zugemauert und in seinem Zustand belassen, erzählt der Geschäftsführer Uwe Helmsdorf. Ein Glücksfall für die Brauerei. Der Staub der Jahrzehnte konservierte die kupfernen Pfannen und Kessel. Und nach 30 Jahren Dornröschenschlaf begann man, dieses Juwel wieder freizulegen und gemeinsam mit dem Denkmalschutz eine umfassende Restaurierung der noch vorhandenen Anlage. Mit Restaurator Bernhard Mai, Honorarprofessor für Konservierung und Restaurierung in Erfurt, hatte man den Spezialisten an der Hand, der diesem Kulturschatz mit all den Apparaturen wieder Leben einhauchte. Seit 10. September vergangenen Jahres erzählt das alte neue Sudhaus nun die Geschichte der historischen Bierherstellung.
Doch damit nicht genug: Als i-Tüpfelchen – nicht zuletzt zum diesjährigen 475. Jubiläum – plante man in der Brauerei zusätzlich eine Ausstellung im Kellergeschoss des Anbaus. Akten und historische Dokumente fand man im eigenen Archiv, es fehlten aber Gegenstände, die die Geschichte am Originalstandort erlebbar machen. „Wir haben also einen öffentlichen Aufruf gestartet und aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Gegenstände gesucht, die mit unserer Brauerei in Verbindung stehen“, so Uwe Helmsdorf. Die Resonanz war beeindruckend. Privatpersonen, ehemalige Mitarbeiter und deren Familienangehörige, ja auch Vereine, Kunden und Zulieferer hatten nach der Wendezeit allerlei Dinge vor der Vernichtung gerettet und sie nun der Brauerei wieder zur Verfügung gestellt. Parallel zu den Recherchen im eigenen Haus wurde für das professionelle Ausstellungskonzept der renommierte Gebrauchsgrafiker Peter Schröter aus Zeitz mit ins Boot geholt, um die Köstritzer Geschichte nicht nur zu zeigen, sondern auch erlebbar zu machen.
Ab Montag, den 23. April kann man das alles begutachten: die internationalen Medaillen von 1893/94, die schon vom frühen Erfolg des Bieres erzählen, die Eissäge, mit der man einst die großen Blöcke aus den Eisteichen heraussägte, die Kartons, mit denen das Bier zu DDR-Zeiten in den Westen exportiert wurde, ein Gästebuch aus dem Jahr 1904 und vieles, vieles mehr. Auch die Zeitkugel und deren Inhalt von der Turmspitze des Sudhauses werden in der Ausstellung einen neuen Platz finden. Mittlerweile gibt es mehr Exponate, als zunächst gezeigt werden können, so dass die Ausstellung thematisch variiert werden kann. „Und natürlich freuen wir uns über weitere Sammlerstücke, Dokumente oder Braugeräte. Wir hören nicht auf zu sammeln“, so der Geschäftsführer.